20. Thuner Alterstagung
Freitag, 7. April 2017

9.30 bis 16.30 Uhr

Congress Hotel Seepark, Thun

Macht und Ohnmacht in der Langzeitpflege

Fast ein Viertel des Pflege- und Betreuungspersonals fühlt sich einmal pro Woche oder häufiger emotional erschöpft, mehr als ein Drittel ist am Ende des Arbeitstages oft ausgelaugt. Die Berufstätigkeit in einem Alters- und Pflegeheim ist mit grossen körperlichen und psychischen Belastungen verbunden, wie die Studie des Instituts für Pflegewissenschaften der Universität Basel aufzeigte. Darüber berichtet die Mitverfasserin Franziska Zúñiga.


Menschen in verletzlichen Lebenssituationen und gar bis zum Tod zu pflegen, ist eine grosse Herausforderung – professionell und persönlich, wie Stefanie Becker, Geschäftsleiterin der Schweizerischen Alzheimervereinigung, bestätigt. Ohnmacht und Macht liegen in der Langzeitpflege oft nahe beieinander. Aber ist Macht in der Pflege nur negativ? Oder lässt sich daraus nicht vielmehr eine grosse Verantwortung ableiten? Doch welche Rahmenbedingungen wären denn nötig, um eine «mächtige» Pflege für bestmögliche Lebensqualität nutzen zu können? Und: Macht die Politik da mit?


Denn die Ökonomisierung des Gesundheitswesens droht den Pflegeberuf auszuhöhlen, wie Pierre-André Wagner, Leiter Rechtsdienst SBK, befürchtet. Die Pflege darf im Patienten nicht mehr den unverwechselbaren Menschen mit seiner unan-tastbaren  Würde sehen, sondern er gilt zunehmend als Kosten-, sprich: Störfaktor. Wie kommt die Langzeitpflege aus diesem Dilemma? Welche Vorschläge macht der Berufsverband dazu?

 
Wichtig ist, dass sich die Pflegenden selber auch zu Wort melden. «Wer still bleibt, verkümmert», sagt der Organisationsentwickler Hans Peter Spreng. Mit seinem «Kopf-Herz-Bauchmodell» will er die Pflegenden ermutigen, persönlich aktiv zu werden. Nicht als Revoluzzer, sondern als gleichwertiger Teil eines Ganzen. Macht und Ohnmacht seien ohnehin Geschwister, ist Felix Karnowski, Pflegedienstleiter in Hitzkirch, überzeugt. Wer in der Ohnmacht die wahren Werte der Demut kenne, könne so Resilienzen nutzbar machen.

 

Nicht immer ist klar, wo Macht und Ohnmacht liegen, wie Andi Winter, Psychiatriepfleger und Autor, aus seiner pflegerischen Berufspraxis zu berichten weiss. Wir sagen «S'isch en Ohnmächtige...» – und wir meinen das Gegenteil, nämlich die eigene Ohnmacht im Umgang mit Patienten. Doch es gibt Möglichkeiten, sich auch unter Druck wieder zu ermächtigen. Die Tagung schliesst mit einem engagierten Votum der Autorin und Sozialarbeiterin Judith Giovanelli-Blocher: «Die eigene Macht furchtlos einsetzen!»

 

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